Theologische Literaturzeitung

"Auf faszinierende Weise wird das methodische Grundproblem ethnologischer und ethnomusikalischer Forschung ins Zentrum gestellt: das komplexe, selbstinvolvierende und dynamische Beziehungsgeflecht zwischen der Forscherin und ihrem Forschungsgegenstand. Kann man sich mit Singen befassen, ohne selbst zum Resonanzboden der Töne, Geräusche und Lautgebilde zu werden, die man erforscht? Und kann man sich mit dem Gebet beschäftigen, ohne selbst ins Beten hineingezogen zu werden? Denn das teilen Gesänge und Gebete: Wer sich in der Beschäftigung mit ihnen nicht selbst zur Disposition stellt, wird nichts Wesentliches verstehen. Doch wie lässt sich die Nähe gewinnen, ohne die man nicht erfahren kann, was man nicht kennt? Und wie kann man die Distanz wahren, ohne die man nicht zu verstehen vermag, was man erfährt? Frigyesi verdeckt nicht durch vorgespielte Neutralität die existenziellen Abgründe, in die sie ihre Forschungen geführt haben, sondern zeigt an ihrer eigenen Geschichte auf, was es heißt, sich auf das singende Beten und betende Singen in dieser einzigartigen Tradition einzulassen. Frigyesis Buch ist ein eindrückliches Mahnmal gegen das Verharmlosen, Verschwinden, Verdrängen und Vergessen des Betens. Sie hält in Erinnerung, was beim Beten auf dem Spiel steht – nicht nur beim Gebetsgesang des osteuropäischen Judentums, von dem sie handelt, sondern bei jedem rechten Beten: die Menschlichkeit der Menschen in der Fülle des Lebens."
Reviewed book: 
Author: 
Judit Niran Frigyesi
ISBN: 
978-963-386-257-5
paperback
$27.95 / €23.95 / £19.95